Debian LXC

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Einleitung

LXC (Linux Container) erstellt mehrere isolierte, sichere virtuelle Umgebungen (Virtual Environments, kurz VEs) auf einem einzigen physischem Server, sorgt so für eine bessere Serverausnutzung und stellt sicher, dass Programme (Applikationen) nicht miteinander in Konflikt geraten. Jede VE arbeitet und verhält sich genau wie ein eigenständiger Server; VEs können unabhängig voneinander neu gestartet werden und haben Root-Zugriff, Benutzer, IP-Adressen, Speicher, Prozesse, Dateien, Programme, Systembibliotheken und Konfigurationsdateien.

Im Vergleich zu Virtuellen Maschinen von VMware bzw Virtualbox oder zu Para-Virtualisierungstechnologien wie Xen bietet OpenVZ weniger Flexibilität, was die Auswahl von Gast-Betriebssystemen betrifft: sowohl Gast- als auch Host-Betriebssystem muss Linux sein (obwohl verschiedene Linux-Distributionen in verschiedenen VEs eingesetzt werden können).

Im Gegensatz zu OpenVZ ist LXC Bestandteil des Mainline Kernel und erfordert somit keinerlei spezielle Patches, wie dies bei OpenVZ erforderlich ist. D.h. es wird im Rahmen des "normalen" Linux-Kernels weiterentwickelt und sollte deshalb in Zukunft gegenüber OpenVZ bevorzugt werden. Der Nachfolger des aktuellen Squeeze stellt vermutlich den Support für OpenVZ ein.


Installation LXC

Nachdem LXC Bestandteil des Kernels ist, sind lediglich Userspace-Tools für die Verwaltung der LXC-Container erforderlich.

apt-get update
apt-get install lxc bridge-utils


Konfiguration des Host

Für die Nezwerkverwaltung benötiogt LXC eine Netzwerkbrücke (Bridge) auf dem Host.

vi /etc/network/interfaces

Z.B. vorhandene Einstallungen:

# The loopback network interface
auto lo
iface lo inet loopback

# The primary network interface
allow-hotplug eth0
iface eth0 inet static
   address 192.168.100.111
   netmask 255.255.255.0
   gateway 192.168.100.1

Die physikalische Netzwerkschnittstelle (z.B. eth0) auf manual setzen (und die iface-Einstellungen auskommentieren):

auto eth0
iface eth0 inet manual
#iface eth0 inet static
#   address 192.168.100.111
#   netmask 255.255.255.0
#   gateway 192.168.100.1
#   broadcast 192.168.100.255

Stattdessen die Bridge automatisch konfigurieren:

auto br0
iface br0 inet static
  address 192.168.100.111
  netmask 255.255.255.0
  gateway 192.168.100.1
  broadcast 192.168.100.255
  bridge_ports eth0
  bridge_fd 0
  bridge_maxage 12
  bridge_stp off

Netzwerk neu starten, um die Änderungen zu übernehmen:

/etc/init.d/networking restart


LXC Templates

Im Verzeichnis /usr/lib/lxc/templates/ liegen Templates für die Installation von Debian (Lenny), Ubuntu und Fedory Distributionen als Gast Container.

Das Debian-Template lädt lediglich ein Debian Minimalsystem auf die lokale Festplatte herunter, sodass sogar Basisfunktionalitäten wie Ping nicht zur Verfügung stehen. Die Liste zu installierender Pakete kann jedoch beliebig erweitert werden. Z.B.:

vi /usr/lib/lxc/templates/lxc-debian

Zu Beginn der Funktion download_debian() (Zeile 86) wird die Variable packes definiert, die zusätzliche Pakete enthält, die installiert werden. Diese Variable erweitern (durch \ am Zeilenende erstreckt sich dieser Parameter über mehrere Zeilen). Hier z.B. incl. einiger sinnvoller Ergänzungen nach openssh-server (diese Liste kann beliebig erweitert werden):

   packages=\
ifupdown,\
locales,\
libui-dialog-perl,\
dialog,\
dhcp-client,\
netbase,\
net-tools,\
iproute,\
openssh-server,wget,vim-nox,nano,iputils-ping,netcat,rsyslog


Durch eine kleien Änderung des Debian-Templates kann dieses anstatt einer Lenny auch eine Squeeze Distribution installieren:

cp /usr/lib/lxc/templates/lxc-debian /usr/lib/lxc/templates/lxc-squeeze
chmod +x /usr/lib/lxc/templates/lxc-squeeze
vi /usr/lib/lxc/templates/lxc-squeeze
  • In Zeile 93: dhcp-client durch isc-dhcp-client ersetzen
  • In Zeile 113: lenny durch squeeze ersetzen
  • In Zeile 139: cache="/var/cache/lxc/debian" durch cache="/var/cache/lxc/squeeze" ersetzen
  • In Zeile 223: cache="/var/cache/lxc/debian" durch cache="/var/cache/lxc/squeeze" ersetzen


LXC Container anlegen

Die Container (Root Filesystem des Gastbetriebssystems) werden in Unterverzeichnissen unter /var/lib/lxc abgelegt. Beispielhaft wird hier ein Debian/Squeeze Gast-Container mit Namen debian angelegt.

cd /var/lib/lxc
mkdir debian
/usr/lib/lxc/templates/lxc-squeeze -p /var/lib/lxc/debian/
Bulbgraph.png Hinweis:
Am Ende des Scriptes werden Fehler bzgl. Locales ausgegeben ("perl: warning: Setting locale failed." ...), die normal sind, da ein minimales Debian Squeeze System installiert wurde. Die Locales werden im Verlauf dieser Erläuterungen konfiguriert.


Gast Konfiguration

Allgemein

Das Konfigurationsfile des oben angelegten LXC Containers liegt im jeweiligen Unterverzeichnis des Containers (z.B. /var/lib/lxc/debian/config).

Das Root Filesystem des Gast-Containers wird im selben Unterverzeichnis wie das Konfigfile abgelegt. Im Ordner rootfs/ liegen sämtliche Files des virtuellen Gastbetriebssystems und können vom Host wie normale Files behandelt werden.


Container Konfigurationsfile

Mit Hilfe folgender Einstellungen wird der neue Gast debian an die Network Bridge br0 "angedockt". Die Netzwerkschnittstelle innerhalb des Gastes lautet eth0, der nicht mit der physikalischen Nezwerkkarte eth0 auf dem Host zu verwechseln ist.

cd /var/lib/lxc/debian
vi config

Folgende Einträge ergänzen:

lxc.network.type = veth
lxc.network.flags = up
lxc.network.link = br0
lxc.network.name = eth0
lxc.network.mtu = 1500

Optional: Festlegen der MAC-Adresse des virtuellen Gastes (z.B. MAC-Adresse=ce:a2:45:df:2a:3f):

lxc.network.hwaddr = ce:a2:45:df:2a:3f


Netzwerkkonfiguration

Standardmäßig verwenden die LXC Gastsysteme DHCP. Falls eine feste IP-Adresse gewünscht wird, folgende Schritte ausführen:

cd /var/lib/lxc/debian
vi rootfs/etc/network/interfaces

Das File sieht standardmäßig folgendermaßen aus:

auto lo
iface lo inet loopback

auto eth0
iface eth0 inet dhcp

Ändern in feste IP-Adressen (z.B. 192.168.100.111):

iface eth0 inet static
        address 192.168.100.111
        netmask 255.255.255.0
        broadcast 192.168.100.255
        gateway 192.168.100.1


Hostname

Dem LXC Gast sollte ein eindeutiger Hostname zugewiesen werden, da ansonsten der Name des Hosts verwendet wird.

vi rootfs/etc/hostname

Hostname incl. Domain eingeben. Z.B. debian.domain.org


TTY-Devices für Consolen

cd /var/lib/lxc/debian
mknod -m 666 rootfs/dev/tty1 c 4 1
mknod -m 666 rootfs/dev/tty2 c 4 2
mknod -m 666 rootfs/dev/tty3 c 4 3
mknod -m 666 rootfs/dev/tty4 c 4 4


Start/Stop des LXC Containers

Der Container kann mit folgenden Befehlen (auf dem Host ausführen!) gestartet bzw. beendet werden:

lxc-start -n lxc-container -d
lsc-stop -n lxc-container

Nun den Container zum ersten mal starten:

lxc-start -n debian -d


LXC Console

LXC bietet die Möglichkeit, eine Console auf den Gast zu öffnen, und so diesen zu administrieren (z.B. ermitteln der IP-Adresse wenn DHCP im Gastbetriebssystem verwendet wird). Andererseits wird mit dem Debian bzw. Squeeze Installerscript automatisch ein SSH-Server mit installiert, sodass die Console eine eher weniger bedeutendes Feature darstellt (außer die IP-Adresse des Gastes ist nicht bekannt).

lxc-console -n lxc-container

Mit root/root einloggen. Aus Sicherheitsgründen sollte als erste Aktion das Root-Passwort des LXC-Containers geändert werden:

passwd root


Locales und Timezone

Während der Installation des Systems wurden keine Locales installiert bzw. generiert, sodass die Konfigscripte für perl Warnungen diesbezüglich ausgeben.

dpkg-reconfigure locales
  • In der Liste Locales to be generated die zu installierende Locale-Variante (oder mehrere) mit Leertaste auswählen, z.B. en_us.UTF8
  • Mit Tab-Taste OK auswählen und Return betätigen
  • Im nächsten Dialog die Default Locale auswählen (die eben installierte)
  • Mit Tab-Taste OK auswählen und Return betätigen

Einstellen der Zeitzone:

dpkg-reconfigure tzdata
  • In der Liste Europe markieren
  • Mit Tab-Taste OK auswählen und Return betätigen
  • In der Liste Timezone Berlin markieren
  • Mit Tab-Taste OK auswählen und Return betätigen